Aujeszkysche Krankheit beim Wildschwein
– Wie hoch ist das Risiko einer Infektion meines Jagdhundes?
Die Aujeszkysche Krankheit, Juckseuche oder Pseudowut, ist eine Herpes-Virus-Infektion bei Schweinen, wobei das Schwarzwild weltweit das Virusreservoir darstellt. Die deutschen Hausschweinebestände sind seit vielen Jahren frei von der Tierseuche. Für Hunde, Katzen und verschiedene andere Säugetiere endet die Krankheit immer tödlich, für den Menschen ist sie ungefährlich.
Beim Schwarzwild verläuft eine Infektion in der Regel symptomlos. Beim Hund hinge-gen können schwere zentralnervöse Erscheinungen mit starkem Juckreiz insbesonde-re im Bereich von Gesicht und Ohren bis zur Selbstverletzung, Unruhe, Angstzustän-de (jedoch ohne Aggression im Gegensatz zur Tollwut), Bewegungsstörungen und Krämpfe auftreten, bis das Tier nach ein bis drei Tagen verstirbt.
Das Auftreten der Aujeszkyschen Krankheit bei Wildschweinen in Deutschland ist nicht neu. Eine Stichproben-Untersuchung von rund 2.000 Blutproben rheinland-pfälzischer Schwarzkittel, im Zeitraum Oktober 2011 bis Januar 2014, hat gezeigt, dass durchschnittlich drei von Hundert Wildschweinen Kontakt mit dem Schweine-Herpes-Virus hatten. Dabei liegen die Nachweise in der Eifel tendenziell etwas höher als im restlichen Rheinland-Pfalz. Auch sind ältere Tiere mit höherer Wahrscheinlich-keit infiziert als jüngere. Das hängt damit zusammen, dass das Virus – wie alle Her-pes-Viren – nach einer Infektion lebenslang im Tier verbleibt und damit auch lebens-lang nachweisbar ist. Das bedeutet jedoch nicht, dass infizierte Schweine auch unun-terbrochen das Virus ausscheiden. Im Gegenteil: Herpes-Viren können nach einer ak-tiven Phase im Körper einen „ruhenden Status“ einnehmen und erst bei Stress oder Immunsuppression (geschwächter Körperabwehr) wieder aktiviert werden, mit der Folge einer erneuten Virus-Ausscheidung. Ob ein Wildschwein aktuell Virus ausschei-det oder nicht, kann mit dem bloßen Auge nicht erkannt werden.
Die Infektion bei Jagdhunden erfolgt meist über die Maul- und Nasenschleimhäute, wenn die Tiere bei der Jagd oder durch Futter mit infizierten Wildschweinen oder Tei-len davon in Kontakt kommen. In den letzten 20 Jahren wurden deutschlandweit 19 Fälle bei Hunden festgestellt. Der letzte Nachweis bei einem rheinland-pfälzischen Jagdhund stammt aus dem Jahr 2016.
Leider gibt es für Hunde keinen Impfstoff, um sie vor einer Erkrankung zu schützen. Daher sollten prophylaktisch folgende Schutzmaßnahmen eingehalten werden:
Kein Verfüttern von rohem, ungekochten Fleisch von Wild- und Hausschweinen
Unnötiger Kontakt von Hunden mit erlegtem Schwarzwild vermeiden (z.B. beim Strecke legen)
Keine Teile des Aufbruchs von erlegtem Schwarzwild verfüttern
Jeder Fall bei einem Jagdhund ist für den Hundeführer oder die Hundeführerin tra-gisch. Insgesamt stellt sich die Situation aber so dar, dass wir im Verhältnis zu den stattfindenden Wildschweinjagden, Nachsuchen und anderweitigen Kontakten zwi-schen Hund und Sau deutschlandweit zum Glück nur sehr wenige Fälle von Aujes-zkyscher Krankheit verzeichnen. Das zeigt, dass das Risiko nicht gleich Null, aber auch nicht sehr hoch ist. Im Vergleich dazu wird das Risiko für den Hund bei einer Jagd durch Sauen oder auf der Straße tödlich verletzt zu werden, um ein Vielfaches höher eingeschätzt.
Hunde sollten, trotz des Vorkommens des Schweine-Herpes-Virus beim Schwarzwild, bei Jagden weiter eingesetzt werden. Durch die Einhaltung der oben aufgezeigten Vorsichtsmaßnahmen kann das Risiko einer Infektion für Jagdhunde deutlich gesenkt werden.